Aber Achtung, denn die klappten auch schon mal unerwartet zurück, wenn man sich nach der Meldung, denn die musste im Stehen vorgetragen werden, rasch wieder zu setzten hatte. Und Achtung auch,
wenn der Pauker das Schulzimmer betrat. Sind alle am Platz? Sind die Finger sauber? Ist der Ofen mit Torf vorgeheizt? Damals gab es noch ausgedehnte Moorgebiete im Elbe-Weser Dreieck, wie die
Wandkarte verdeutlichte.
„Guten Morgen Herr Frerich!“ „Hände falten, Schnabel halten, Kopf nicht stützen, Ohren spitzen!“ Wer das nicht befolgte, bekam eine Klaps mit dem Rohrstock (angedeutet). Sehr zum Bedauern der
Kinder, hatten sie doch von Stockschlägen gehört, die Herr Frerich aber nicht verteilte. So drakonisch, wie oftmals berichtet, waren die Disziplinierungsmaßnahmen früher nämlich nicht. Zwar
bekamen die Knaben schon mal eins auf die Finger oder das Gesäß und die Mädchen auf den Rücken, auch in die Ecke wurden die Schlingel*innen gestellt oder eben auf die Schlingelbank gesetzt, aber
über jede Maßnahme musste genau Buch geführt werden. Also der Willkür wurden klare Schranken gesetzt.
Gerechnet wurde auch schon am Abakus und die Buchstaben gemeinschaftlich mit einem einprägsamen Vers zunächst in die Luft und dann auf die Schiefertafeln geschrieben. Die wurden auf 1. greifen!,
2. heben!, 3. absetzen! - unter der Bank hervorgeholt. Und zwar lautlos.
Nach vergnüglichen 60 Minuten hieß es dann Kommando: „Schwamm drüber!“ Das Zeichen zum Wischen der Schiefertafeln. Und, Sie ahnen es schon: 1. greifen!, 2. heben!, 3. absetzen! - lautlos
zurückgelegt. Noch ein Ständchen zum Geburtstag des Kaisers, der als Portraitfoto auf die Klasse herunterguckte, und raus ging´s zum Spielen auf den Schulhof. Endlich wieder frei und
selbstbestimmt sein!
Carsten Schulte
P.S. Was es mit dem Spucknapf auf sich hat? Na, das fragen Sie mal lieber die Kinder selbst, denn das hier zu beschreiben, ist mir doch zu ekelig. Ich bin doch kein Rotzbengel!